Du hast dich entschieden, das Nähen als neues Hobby aufzunehmen?
Herzlichen Glückwunsch! 🥳 Das wird eine spannende Entdeckungsreise. Das weite Internet ist zum guten Glück voller Tipps und Tricks, die Neuanfängern den Start enorm erleichtern können. Dieser Artikel zählt aber nicht zu den typischen "Sewing-Hacks".
Ich kann mich gut an meine teils holprigen Anfänge in der DIY-Welt erinnern. Als Zehnjährige machte ich meine erste Bekanntschaft mit der Nähmaschine, was konnte da schon schief gehen? Vieles lernte ich auf dem Weg oder brachte es mir selbst bei, doch bei mir hat dieser Prozess gut 15 Jahre in Anspruch genommen. Deshalb möchte ich dir hier lieber ein paar (unangenehme aber ehrliche) Weisheiten mitgeben, die in den meisten "How To"-Anfängervideos und -blogposts normalerweise nicht angesprochen werden.
Gut vorbereitet ist halb fertig
👉 Vorwaschen schützt vor bösen Überraschungen
Beginnen wir ganz am Anfang des Nähprozesses – Nein, beginnen wir noch vorher: beim Vorwaschen deines Stoffes. Wenn du dein fertiges Stück dann ohne Bedenken in die Waschmaschine werfen können möchtest, solltest du diesen Schritt keinesfalls auslassen. Denn: Beim ersten Waschgang geht der Stoff etwas ein, je nach Material deiner Meterware passiert das mehr oder weniger.
Anders gesagt: Wenn dein neues DIY-Shirt die Waschmaschine erst nach dem Nähen zum ersten Mal sieht, kommt es möglicherweise eine Grösse kleiner wieder hinaus, als du es gerne haben möchtest. Mach dich also am besten vorgängig schlau darüber, wie sehr dein gewähltes Material eingehen kann.
👉 Bügeln, bügeln, bügeln...
Sieht dein Stoff nach dem Waschen erwartungsgemäss etwas angeschlagen aus, kannst du das ganz einfach mithilfe deines Bügeleisens beheben. Wichtig: Teste vorgängig an einem Reststück, wie gut die Meterware das Bügeleisen leiden man. Dies empfiehlt sich besonders dann, wenn du ein heikles oder wertvolles Material verwendest.
Wir merken uns also: Als allererster Schritt wird der gewünschte Stoff vorgewaschen und danach gut glattgebügelt (beachte aber bei beiden Schritten immer die Pflegehinweise für das Material), dann kann der Nähspass endlich beginnen.
Nun ja - noch nicht ganz.
👉 Anleitung lesen gehört auch zum Nähen
Bevor du den ersten Schnitt machst, solltest du die Anleitung zu deinem auserwählten Schnittmuster von Anfang bis Ende durchlesen und schauen, ob alle Schritte für dich nachvollziehbar sind.
Anschliessend bereitest du alle Schnitteile vor, die du für dein Projekt brauchst. Miss deine gewünschten Masse nochmals genau nach und schneide dann die Teile in der richtigen Grösse aus, denn die kann von Marke zu Marke stark unterschiedlich sein. Beachte ebenfalls, ob im Schnittmuster schon eine bestimmte Nahtzugabe enthalten ist oder nicht, das erspart dir schwer zu korrigierende Fehler.
📌 Ein letzter Tipp, bevor du loslegst
Investiere vorzeitig in einen guten Nahtauftrenner! Die sind nicht teuer, können dir aber ganz schnell und einfach aus der Patsche helfen. Gerade wenn du etwas Neues ausprobierst oder noch nicht so geübt bist, dir das fertige dreidimensionale Objekt vorzustellen, sollte dieser kleine Helfer immer zur Hand sein. Auch die Besten müssen ab und an eine Naht auftrennen.
Kleine Tipps für sauberes Nähen
👍 Folge beim Nähen stets der Anleitung, die hat (fast) immer Recht.
👍 Mach jede Naht gleich ganz fertig, bevor du mit dem nächsten Schritt beginnst (so ist es am einfachsten, denn später sind einige Nähte vielleicht schwer zugänglich):
- schneide alle (verriegelten) Fadenenden ganz knapp zurück
- bügle alle Nähte auf
- versäubere deine Nahtzugaben
Auf die Nadel kommt es an
Wenn du mit einem schweren oder sehr dicht gewobenen Stoff arbeitest oder falls deine Nähte zum Teil sehr dick sind, solltest du unbedingt eine solide Jeansnadel einsetzen und Ersatznadeln für deine Nähmaschine zur Hand haben. Zu kompliziert? Ja nicht! In der Gebrauchsanleitung deiner Nähmaschine ist das Vorgehen ganz gut erklärt. Wenn du das mit dem Nähen erst meinst, dann traue es dir vom Anfang zu und lerne wie du Nadel und Nähfuss im Handumdrehen wechseln kannst. Ich habe viel zu lange gezögert um dann festzustellen: das ist doch gar nicht so schwierig! Warum habe ich das denn nicht früher gewagt?
Hast du zufällig eine alte (Schutz)brille 😎 in einer Schublade? Trage sie im besten Falle beim Nähen an kritischen (= sehr dicken) Stellen, damit bei einem allfälligen Zwischenfall keine Nadel-Fragmente in deinen Augen landen. Und solltest du keine zu Hause haben, tut’s auch die Ski-Brille oder der Motorradhelm mit Schutzvisier 😛.
Kleiner Spass beiseite, berühmt-berüchtigt sind hier etwa die unkooperativen Nähte gekaufter Jeans, die sich beim Kürzen der Lieblingshose gerne querstellen. Du findest viele Erfahrungsberichte von Näher:innen aller Wissensstufen, denen zahlreiche Nadeln den Säumen ihrer Jeans zum Opfer gefallen sind.
📌 Die Moral der Geschichte
- Wähle deine Nadel stets passend zum Stoff.
- Ersetze stumpfe Nadeln, das gibt ein schöneres Stichbild.
- Je häufiger du die Nadel an deiner Nähmaschine wechselst, umso einfach fällt es dir. Getrau dich!
Endlich ein Ende in Sicht? Verliere nicht den Fokus!
Falls du am Ende eines langen Näh-Tages denkst, "diese Naht mache ich noch schnell, danach geh ich schlafen", dann lass es besser sein. Wenn sich dein Projekt (oder der Tag) dem Ende neigt, solltest du dir für jeden Schritt gleich viel Zeit nehmen, wie für den allerersten Schnitt. Dazu zählt auch das abschliessende Bügeln deines fertigen Projektes (sofern das möglich ist). Damit verleihst du deinem DIY sofort einen professionellen Look, versprochen! (Ich geb’s zu: für diesen allerletzten Schritt muss ich mich auch immer etwas überwinden.)
Tadaaa! Siehst du, so schnell und reibungslos kanns gehen!
👉 Und jetzt: Wellness für deine Nähmaschine
Dein Projekt mag zwar nun fertig sein, du hast aber noch etwas Arbeit vor dir. Deine Nähmaschine, die dir auf dem ganzen Weg treu zur Seite gestanden hat, vierdient nun ebenfalls etwas liebe. Dies trifft ganz besonders zu, wenn du mit stark fusselnden Stoffen wie Leinen oder Wolle gearbeitet hast.
Putze deine Maschine nach Herstellerangaben und (falls nötig) öle die vorgesehenen Teile der Mechanik – sie wird es dir danken. Wenn du gut zu deiner Nähmaschine schaust, bleibt sie dir auch viel länger erhalten.
Ran an dein nächstes Projekt!
Mit diesen unangenehmen (aber wahren) Tipps & Tricks sollte dir dein nächstes DIY ganz leicht fallen. All dieses Wissen lernen die meisten Nähvernarrten über Jahre durch (nervige) Erfahrungen, vor denen ich dich gerne bewahren möchte. Möge dir nie eine Nadel in der Eck-Naht stecken bleiben, möge nie eine Stecknadel unter das Messer deiner Overlock-Maschine geraten und mögest du niemals die Nahtzugabe an der falschen Seite der Naht zurückschneiden (ja, das ist mir auch schon passiert…).
👭 Suche dir einen Näh-Buddy...
Ich möchte dir als gleichgesinnte DIY-Begeisterte mit diesem Beitrag unter die Arme greifen und dir vor allem die Angst nehmen, die sich zu Beginn eines neuen Projektes einstellt. "Der Stoff ist so wertvoll, was ist, wenn ich etwas falsch zuschneide?" Ganz einfach: du machst das Beste draus. "Und was ist, wenn ich mein Können total überschätzt habe und jetzt nicht weiterkomme?" Dann suchst du dir im Internet oder noch besser bei DIY-erfahrenen Freund:innen Hilfe, du schaffst das schon.
💡 ... und finde immer wieder neue Inspiration
Ich persönlich probiere stets mir diesem Leitsatz an ein neues Projekt heranzutreten: Entweder, ich erfahre einen Erfolg oder ich lerne etwas Neues. Misserfolge gibt’s nicht. Starte also ganz gelassen und zuversichtlich in dein nächstes Projekt. Falls du noch nach der zündenden Idee suchst, findest du in unseren Inspirationen allerlei Anregungen.